„Unsere Pläne wurden von Gott verändert - aber Gott hat seinen Plan nicht verändert.“ Mit diesen Worten unseres Stammapostels im Pfingstgottesdienst 2020 begann Apostel Jeannot Leibfried den ersten Gottesdienst in Differdange nach der Covid-19-Zwangspause.
Für Sonntag, 22. März 2020 hatte Bischof Pascal Strobel sein Kommen zum Wiederbezug des Kirchengebäudes nach 1 ½ Jahren Renovierungsarbeiten angesagt. Dann aber machte die Corona-Pandemie diesem Vorhaben eine Woche zuvor ein jähes Ende. Groß war darum die Freude der Brüder und Geschwister, nach mehr als drei Monaten am 14. Juni 2020 die völlig renovierte Kirche erstmals in Augenschein zu nehmen und den ersten Gottesdienst zu erleben; jedoch in einer völlig anderen Konstellation.
Aufgrund der Vorgaben der Kirchenleitung und gemäß den Vorschriften der Regierung konnten im gesamten Kirchengebäude nur 48 Plätze belegt werden. Ein kleines Streichtrio umrahmte den Gottesdienst, dem Apostel Leibfried das Wort aus 1Kor. 1,9 zugrunde legte.
Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn (1Korinther 1,9)
Einleitend hieß der Apostel alle Teilnehmer in der Kirche und die durch Video oder Telefon Angeschlossenen, mit einigen Sätzen in Luxemburgisch herzlich willkommen. Dabei verlieh er seiner Freude Ausdruck, dass die Gemeinde wieder einen Gottesdienst in der Gemeinschaft erleben, Heiliges Abendmahl feiern und die renovierte Kirche beziehen konnte. Auch gedachte er an diesem Tag (Muttertag) der Mütter: „An iert ech elo op Däitsch weiderfueren, wëlle mir net vergiessen, alle Mammen hei an och am Jeenséits é schéine Festdaag ze wënschen.“
Den Wiederbezug des Kirchengebäudes verglich er mit einem Geschenk: Kinder freuen sich und packen, ebenso wie Erwachsene, ein Geschenk aus. Die damit verbundene Freude ist sowohl bei den Beschenkten als auch dem Schenkenden groß. Gott ist der Schenkende; wir die Beschenkten, führte der Apostel weiter aus. Dabei ist nicht das Papier – und mag es noch so schön sein – das Wichtigste, sondern der Inhalt. So verhält es sich auch im Geistlichen: Das helle und im neuen Licht erstrahlende Gotteshaus – viele Geschwister in Afrika wären schon dankbar, wenn sie sich nur in einer Hütte oder unter einem Baum versammeln könnten - ist dem Geschenkpapier zu vergleichen; wertvoll ist jedoch allein der Inhalt, und das ist die Gemeinde, in der jede Schwester und jeder Bruder mit seinen Gaben und Fähigkeiten, einen Platz hat. Für dieses Geschenk Gottes wollen wir dankbar sein und dem Gott als dem Schenkenden das beweisen, indem wir einander lieben und annehmen.
Auf das Bibelwort eingehend, das er „ganz frisch“ vom Stammapostel mitgebracht hatte, der eine Woche zuvor in Merlebach mit diesem Wort gedient hatte, führte der Apostel drei Schwerpunkte aus:
Gott ist treu ….
Diese Aussage des Apostel Paulus ist eine fundamentale Komponente unseres christlichen Glaubens. Daran, dass Gott treu ist, muss man aber glauben, auch wenn das manchmal - wie in diesen Zeiten der Corona-Krise - nicht den Anschein hat. Gott hält, was er verspricht. Keine Macht dieser Erde ist imstande, ihn an der Erfüllung seines Planes zu hindern. Es gibt bei ihm – nicht wie bei Menschen – keinen Unterscheid zwischen dem, was Gott vorhat und dem, was er tut. Er steht zu seinen Verheißungen – auch wenn sich noch nicht alle erfüllt haben. Selbst wenn Gott heute noch für uns unsichtbar ist, so gibt es keinen Grund, an seiner Allmacht und an seinem Vorhaben zu zweifeln.
… der uns berufen hat …
Berufung ist auch immer ein Ruf Gottes. Er hat uns erwählt; nicht wir haben IHN erwählt. Auch das kann man nur im Glauben erfassen. Vielleicht fragt der eine oder andere: „Warum gerade mich und nicht den Anderen?“ Das bleibt ein Geheimnis; dafür gibt es keine Erklärung, und verstehen können wir es auch nicht. Schon Jesus sagte: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt“ (Joh 15,16). Somit ist Berufung nicht nur Erwählung, sondern auch Aufgabe zugleich. Gott drängt sich dem Menschen nicht auf. Er ruft uns bei unserem Namen; es steht uns frei, ihm, mit Ja zu antworten. Selbst bei all unseren Fehlern und Schwachheiten stellt er diese Berufung niemals in Frage. Er bereut es auch nicht. Gott ist treu!
… zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus.
Was heißt das? Gott hat uns zur ewigen Gemeinschaft mit ihm und seinem Sohn berufen. Das ist der tiefe Sinn des Rufes Gottes. Christus will also, dass wir seien, wo er ist (Joh 17,24). Gemeinschaft haben bedeutet auch: teilen. Er will diese Gemeinschaft mit uns teilen. Den Sieg über das Böse und den Tod, den er errungen hat, will er mit uns teilen. Wir könnten diesen Sieg nicht verdienen. „Ich habe gesiegt,“ so sagt er uns, „und diesen Sieg teile ich mit dir.“ Gemeinschaft ist nicht nur, ewig mit Christus zu leben, es bedeutet auch: werden wie er. Und es bedeutet: Mit ihm leiden. Wie kann man das verstehen? Müssen wir verhöhnt und verspottet, verraten und ans Kreuz genagelt werden? Nein, ganz im Gegenteil. Aus Liebe zu den Menschen hat Jesus alle Leiden auf sich genommen und somit eingewilligt, seine Leiden mit uns zu teilen. In anderen Worten: „Ich will, dass du dich in deinen Leiden verhältst wie ich, so meine Leiden mit mir teilst und, wie ich, treu bleibst.“ Schließlich bedeutet diese Gemeinschaft auch: Er hat uns gedient; darum wollen wir dienen wie er.
Nach dem Bischof Pascal Strobel ebenfalls mitgedient hatte, ging der Apostel noch auf die Gemeinschaft mit Jesus Christus im Heiligen Abendmahl ein, indem er uns sagt: „Komm wie du bist, ich liebe dich, ich will diese Gemeinschaft heute Morgen besonders mit dir teilen.“
Nach der Feier des Heiligen Abendmahls, das wegen Corona nach den Vorgaben gefeiert wurde, bat der Apostel Priester Daniel Salis an den Altar und ernannte ihm zum Stellvertreter des augenblicklich krankheitshalber beurlaubten Vorstehers. Dabei gab er ihm zwei Gedanken mit auf den Weg : Ernennung ist – wenn auch keine Ordination oder Beauftragung – dennoch ein Ruf Gottes. Und: Halte nicht nur Gemeinschaft mit deinen Vorangängern und Segensträgern, sondern auch mit deinen Brüdern und Geschwistern – sei ein Teamplayer!
18. Juni 2020