Westdeutschland/Luxembourg. Bereits seit mehr als zwei Wochen dürfen sich die Gläubigen nicht zum Gottesdienst versammeln. Apostel Gert Opdenplatz wandte sich am Sonntag an die 45.000 Zuhörer, die dem Gottesdienst aus Dortmund folgten, und rief ihnen Mut zu: „Fürchte dich nicht!“
Seit dem 15. März 2020 bietet die Neuapostolische Kirche Westdeutschland ihren Mitgliedern am Sonntagmorgen einen Gottesdienst per Video und Telefon an, der live aus Dortmund übertragen wird und in verschiedenen Sprachen übersetzt wird. Dienstleiter am 29. März war Apostel Gert Opdenplatz, verantwortlich für den Bereich Westdeutschland-Süd, also Gemeinden in Hessen, in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
„Die Augen des Herzens sehen mehr“
"Jesus heißt uns willkommen zum Gottesdienst, auch wenn wir ihn nicht sehen“ – begann Apostel Opdenplatz die Predigt und sprach die Kinder an: „Vielleicht denkt ihr jetzt: Wo ist er denn, ich sehe ihn ja gar nicht?“
Die Antwort: „Mit den Augen des Herzens kann man viele Dinge sehen, die man mit den Augen im Gesicht nicht sehen kann.“ Er rief dazu auf, einander mit den Augen der Liebe anzusehen und sich einander zuzuwenden – „egal in welcher Situation wir gerade sind.“
Christus und Johannes
Grundlage für die Predigt war das Bibelwort aus Offenbarung 1,17.18: „Er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit."
„Fürchte dich nicht“
In der Folge erläuterte der Apostel den Kontext des Bibelworts: Johannes war verbannt auf der Insel Patmos, einsam, ohne Familie, ohne Gemeinde. Es ist Sonntag – unvermittelt erscheint Jesus Christus in heiliger Gestalt. Johannes fällt zu Boden wie tot. Jesus neigt sich zu ihm, legt ihm die rechte Hand auf, schenkt Trost.
Derzeit seien Berührungen teils nicht möglich, stellte Apostel Opdenplatz den Bezug zur Gegenwart her. Kinder könnten ihre Großeltern nicht umarmen, dürften nicht mit Freunden spielen oder Angehörige besuchen. Aber Jesus berühre den Gläubigen im Gottesdienst durch den Heiligen Geist und sagt „Fürchte dich nicht.“
Christus kennt alle Bedrängnis
Später schreibt Johannes: „Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut …“ (Offenbarung 3,8.9).
Gott kenne also alle Bedrängnisse, zum Beispiel der Kranken, der Angehörigen von Verstorbenen, die ohne Trauerfeier Abschied nehmen müssten, der Arbeitnehmer, die sich vor Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit fürchten, der Arbeitgeber oder die Bedrängnisse des Pflegepersonals und der Ärzte, die sich selbst der Ansteckung aussetzen.
„Herr komme bald“
„Christus rufe allen zu: Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst!“ Das Leiden und die Bedrängnis seien da, „aber sie sind endlich“. Jesus gab Rat und Verheißung: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offenbarung 3,10).
„Deshalb vertrauen wir ihm“, so die Schlussworte des Apostels. „Für uns Christen ist er alles, Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Daraus folge die Bitte „Herr komme bald, weil wir dich liebhaben.“
„Halte den Kontakt zu Jesus“
Trotz der Situation eines jeden Einzelnen sei die Begegnung mit Jesus immer möglich, führte Priester Sven Wortmann, Vorsteher der Gemeinde Dortmund-Wambel, in einem ergänzenden Predigtbeitrag aus. „Man muss es wollen, man muss sich trauen und man muss den Mut aufbringen.“ Als Beispiel führte er die Frau an, die aus der Menge heraus nur die Kleidung Jesu berührte (Markus 5,25-34) und daraufhin die Zusage erhielt: „Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden!“ (Lukas 8,48)
„Gott ist menschenfreundlich. Geh zu Christus, komm ihm nahe, berühre ihn. Du kannst es auch ganz allein“, so der Rat von Priester Wortmann.
Ernst machen mit der Versöhnung
Der Gottesdienst ging mit dem „Unser Vater“, der Verkündigung der Sündenvergebung und dem Schlusssegen zu Ende. Apostel Opdenplatz rief dazu auf, Ernst zu machen mit Versöhnung und gegenseitigen Vergebung. „Der starke Heiland hat es uns vorgemacht, als er am Kreuz seinen Peinigern vergab.“
Im Anschluss an den Gottesdienst verlas Apostel Opdenplatz noch ein Rundschreiben von Bezirksapostel Rainer Storck (wir berichteten).
Virtueller Chor zum Ausklang
Als Überraschung lief zum Abschluss „Der Herr ist mein Hirte“ in einer besonderen Version: 72 Sänger aus Deutschland hatten auf Initiative aus dem Kirchenbezirk Essen das Stück für sich zu Hause aufgenommen. Zusammengeschnitten und mit Orgelbegleitung bildeten sie einen großen Chor – ein Zeichen für die Gemeinschaft.
Ein Zusammenschnitt des Gottesdienstes steht im YouTube-Kanal der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland zur Verfügung.
Apostel Gert Opdenplatz am Altar im Feierraum der Kirchenverwaltung in Dortmund
31. März 2020